Dienstag, 29. August 2017
1. September - Ökumenischer Vortrag zum Lutherjahr
Der Dolmetscher Gottes: Luther und die Bibel
Es ergeht eine herzliche Einladung zu dem Ökumenischen Vortrag am 1. September um 19.30 Uhr im Käthe-Luther-Haus bei der protestantischen Kirche Blieskastel.
Der Referent Prof. Dr. Reimund Bieringer stammt aus Ballweiler, ist Priester der Diözese Speyer und Professor für Neues Testament an der Universität Löwen in Belgien.
Titel des Vortrages ist: Der Dolmetscher Gottes: Luther und die Bibel
Reimund Bieringer wird sich in diesem Vortrag in drei Teilen mit den geschichtlichen Umständen von Luthers Bibelübersetzung, mit Luthers Schrifttheologie und mit konkreten Textbeispielen seiner Übersetzung und deren reformationstheologischen Bedeutung beschäftigen.
1. Die geschichtlichen Umständen von Luthers Bibelübersetzung
Wer im Jahr des 500. Reformationsjubiläums das Verhältnis zwischen Luther und der Bibel verstehen möchte, muss versuchen, sich ins 14./15. Jahrhundert zurückzuversetzen. Zu Lebzeiten Martin Luthers war die Bibel schwer zugänglich und weit von ihrem Ursprung entfernt. Die Bibelübersetzungen auf Deutsch, die es gab (man hat 72 Teilübersetzungen bzw. Vollbibeln gezählt), waren Übersetzungen der Vulgata, der lateinischen Übersetzung der Bibel. Sie waren mehr oder weniger wörtliche Übersetzungen, die farblos und blass blieben und niemand begeistern konnten. Sie waren enorm teuer und nur einer kleinen Elite, den monastischen Gemeinschaften und einigen reichen Privatpersonen zugänglich.
Bei Luther liefen nun einige Fäden zusammen, die zu einer neuen Situation führten. An der Wiege zu Luthers Bibelübersetzung steht dessen Theologie von der Bibel als höchster Autorität für den Glauben und der Grundsatz vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen. Aus diesen Gründen wollte, ja musste er die Bibel allen zugänglich machen. Hinzu kommt, dass im Jahre 1516 Erasmus von Rotterdam eine griechische Textausgabe des Neuen Testaments veröffentlicht hatte, die Luther für seine Übersetzung benutzte.
2. Luthers Schrifttheologie
In der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden. Somit konnten Bücher schneller, in höhere Auflagen und zu günstigeren Preisen hergestellt werden. Auch war die Herkunft Luthers aus einem Ort in Mitteldeutschland entscheidend, und somit seine mitteldeutsche Sprache („Sächsische Kanzleisprache“) entscheidend dafür, dass er in weiten Teilen Deutschlands, auch im Bereich des Oberdeutschen und (wenn auch weniger) im Bereich des Niederdeutschen verstanden werden konnte. Schließlich trug auch die Sprachmächtigkeit Luthers sowie seine Konzentration auf die Zielsprache (nicht mehr „Wort für Wort“ übersetzen, sondern „Sinn für Sinn“) und die Zielgruppe („dem Volk aufs Maul schauen“) wesentlich zum Erfolg seiner Arbeit bei. Luther verstand seine Aufgabe nicht als übersetzen, sondern als „dolmetschen“ (vgl. den Sendbrief vom Dolmetschen, 1530).
3. Konkrete Textbeispiele seiner Übersetzung und deren reformationstheologische Bedeutung
Als letzter Punkt sei erwähnt, dass für Luther die Bibelübersetzung nie abgeschlossen war. Vielmehr suchte er zeitlebens seine Übersetzung zu verbessern. Er suchte den Austausch mit Spezialisten, die mit ihm eine Art Revisionskommission bildeten. Zwischen 1522 und 1546 wurden Wörter und Ausdrücke verbessert und ganze Teile der Bibel nachübersetzt. Außerdem wurden die Bibelausgaben mit einer allgemeinen „Vorrede“, Einleitungen zu den einzelnen Büchern der Bibel sowie Randnotizen versehen, in denen Luther sein eigenes Schriftverständnis zum Ausdruck brachte. Auch nach Luthers Tod ging die Arbeit der Korrektur und Revision weiter (vgl. die Revisionen von 1912, 1975, 1984 und 2017).
Wir freuen uns, dass Prof. Dr. Bieringer unserer Einladung gefolgt ist und sind auf einen interessanten Abend gespannt.