Freitag, 27. September 2024
Der Rosenkranz - Geborgenheit in Gott
HERR, mein Herz überhebt sich nicht, nicht hochmütig blicken meine Augen, ich gehe nicht um mit großen Dingen, mit Dingen, die mir nicht begreiflich sind.
Vielmehr habe ich besänftigt, habe zur Ruhe gebracht meine Seele. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir.
(Psalm 131,1-2)
Der Rosenkranz, ein Gebet auf der Grundlage der Heiligen Schrift
Das Rosenkranzgebet beginnt mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, dem »Credo«, das die großen Geheimnisse des katholischen Glaubens zusammenfasst.
Das Vaterunser, mit dem jedes Geheimnis des Rosenkranzes eingeleitet wird, stammt aus den Evangelien, von Jesus selbst.
Das Gegrüßet seist Du, Maria schließlich besteht aus den Worten des Engels, der die Geburt Christi ankündigt, und aus dem Gruß der Elisabeth an Maria. Der heilige Pius V. fügte offiziell den zweiten Teil des Ave Maria hinzu.
Die Geheimnisse des Rosenkranzes konzentrieren sich auf die Ereignisse im Leben Christi.
Der vollständige Rosenkranz besteht aus zwanzig „Geheimnissen“, oder Gesätzen (Ereignisse, bedeutende Momente) aus dem Leben Jesu und Marias, die nach dem Apostolischen Schreiben »Rosarium Virginis Mariae« in vier Abschnitte eingeteilt werden. Der erste Rosenkranzzyklus betrachtet die freudenreichen Geheimnisse (Montag und Samstag), der zweite gilt den lichtreichen (Donnerstag), der dritte widmet sich der Betrachtung der schmerzhaften (Dienstag und Freitag) und im vierten Rosenkranz vertieft sich der Beter in die glorreichen Geheimnisse (Mittwoch und Sonntag).
Die freudenreichen Geheimnisse sind die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Christi, die Darstellung des Jesuskindes und die Auffindung des Jesuskindes im Tempel. Die lichtreichen Geheimnisse umfassen die Taufe Christi, die Hochzeit zu Kana, die Verkündigung des Reiches Gottes, die Verklärung und die Einsetzung der Eucharistie. Die schmerzhaften Geheimnisse bestehen aus der Agonie Christi im Garten, der Geißelung, der Dornenkrönung, dem Tragen des Kreuzes und der Kreuzigung. Die glorreichen Geheimnisse schließlich umfassen die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Herabkunft des Heiligen Geistes, die Himmelfahrt Mariens und die Krönung Mariens.
Die Wiederholungen des Rosenkranzes sollen zu einem ruhigen und kontemplativen Gebet im Zusammenhang mit den einzelnen Geheimnissen führen. Die sanfte Wiederholung der Worte hilft uns, in die Stille unseres Herzens einzutreten, wo der Geist Christi wohnt. Der Rosenkranz kann privat oder mit einer Gruppe gebetet werden.
Auch wenn der Ursprung des Rosenkranzes nicht bekannt ist, wissen wir doch, dass seine Beliebtheit durch die Predigten des heiligen Dominikus, der 1221 starb, erheblich zunahm. Durch die Meditation über die Geheimnisse wurde eine Grundlage für die Glaubenswahrheiten geschaffen. Als Dominikus und seine Anhänger in ganz Europa predigten, ermutigten sie die Laien, regelmäßig den Rosenkranz zu beten.
Wegen des Reichtums an Wahrheit und Inspiration, den die Rosenkranzgeheimnisse enthalten, wurden diese Meditationen als »Kurzkurs« in Theologie bezeichnet.
Viele Päpste haben diese Andacht gefördert. Um die Wirksamkeit des Rosenkranzgebets zu würdigen und der Gottesmutter für ihre Fürsprache zu danken, führte Pius V. (Papst 1566–1572) das Fest des Heiligen Rosenkranzes ein, das jedes Jahr im Oktober gefeiert wird.
Das Wort Rosenkranz stammt vom lateinischen Wort rosarius ab, das »Girlande« oder »Blumenstrauß« bedeutet. Es ist ein treffendes Wort für einen Strauß von Gebeten, die Gott dargebracht werden.
»Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen«
Manche glauben, dass der Rosenkranz eine rein mechanische Handlung ist, etwas, das man als Pflicht abspult. Da die Gnade, die uns zufließt, von unserer Herzenshaltung abhängt, ist der überlegte Gebrauch des Rosenkranzes Voraussetzung, um empfänglich für Gottes Stimme zu werden, um so geistig geformt zu werden. Die Struktur und der Fluss des Gebets sind uns dabei eine Hilfestellung.
Maria, Vorbild der Christenheit
Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz erlöst. Dies ist der Kern des christlichen Glaubens. Seine Liebe, die er am Kreuz bezeugte, hat die Kraft, jeglichen Mangel an Liebe, alle Sünden aller Menschen aus allen Zeiten, aufzuwiegen. Unsere Erlösung durch Christus vollzieht sich als eine Neuschöpfung in Ihm. Wie er versprochen hat, ist Jesus in der Tat bis zum Ende der Zeiten bei uns – »Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20) – vor allem in der Eucharistie und den anderen Sakramenten. Das Beten des Rosenkranzes hilft uns, diese großen Gaben, die unser Herr uns durch seine Kirche schenkt, besser zu schätzen und zu nutzen.
Jesus schenkt uns auch seine Mutter Maria, das Vorbild der Christenheit. Angesichts ihrer vorbildlichen Nachfolge, die sie bis zum Kreuz und darüber hinaus vorlebte, erhebt der Herr Maria in hohem Maße. Wie die Heilige Schrift bezeugt, ist Maria nicht nur die Mutter Gottes, sondern auch die geistliche Mutter aller Jünger Christi, »ihre(r) Nachkommenschaft ... die die Gebote Gottes halten und Zeugnis für Jesus ablegen« (Offb 12,17; vgl. Joh 19,26-27).
Wie jede gute Mutter sucht Maria das Wohl ihrer Kinder. Sie will ihnen/uns helfen, den Himmel zu erreichen. Wegen der Sorge Marias um ihre geistigen Kinder bitten wir sie im Rosenkranzgebet um ihren Beistand, »jetzt und in der Stunde unseres Todes«.
