Dienstag, 05. November 2024
Taizé-Gebet im November
Aus Taizé: Gedanken zur Bibel für November
Jeremia 23, 23-24: Eine immer größere Liebe
„Bin ich denn ein Gott aus der Nähe – Spruch des Herrn – und nicht vielmehr ein Gott aus der Ferne? Kann sich einer in Schlupfwinkeln verstecken, sodass ich ihn nicht sähe? – Spruch des Herrn. Bin nicht ich es, der Himmel und Erde erfüllt? – Spruch des Herrn.“
„Ein Gott aus der Nähe“: Dieser Ausdruck fasst die Erfahrung Israels mit der Zuneigung Gottes zusammen. Gott wacht über sein Volk, „gab auf es acht und hütete es wie seinen Augenstern“ (Deuteronomium 32,10). Aber das Volk Gottes erfährt auch einen „Gott, der weit weg ist“, und Jeremia klagt darüber: „Warum bist du wie ein Fremder im Land?“ (Jeremia 14,8) Es ist, als würde Gott nicht mehr in die Angelegenheiten der Menschen eingreifen; seine Gegenwart ist nicht mehr spürbar. Er ließ Jerusalem und den Tempel in den Ruin stürzen. „Ich rufe, und du antwortest nicht.“ (Psalm 22,2) Auch wer glaubt, muss leben, als gäbe es keinen Gott.
Zur damaligen Zeit machten einige Propheten immer wieder Versprechen im Namen Gottes, um die Moral des Volkes zu stärken. Aber in Wirklichkeit hatten sie diese Verheißungen erfunden, um das Vakuum zu füllen, das durch das Fehlen einer konkreten Gotteserfahrung entstanden war. Auch Jeremia litt unter dem Schweigen Gottes, aber er wollte sich nicht verstellen. Er war bereit, mit seinen Fragen zu leben. Und eines Tages erhielt er eine Antwort: Gott ist nicht nur „ein Gott aus der Nähe“, sondern auch „ein Gott, der weit weg ist“. Er ist nicht nur in der Erfahrung der Fülle zu finden, sondern auch in der des Mangels, der Sehnsucht. Es ist nicht nötig, das Vakuum zu füllen, das durch den Eindruck entsteht, dass Gott weit weg ist, denn Gott „füllt Himmel und Erde“ zu jeder Zeit.
Die Erfahrung eines „Gottes, der weit weg ist“, gab Jeremia ein tieferes Verständnis der Liebe Gottes: „Aus der Ferne ist ihm der Herr erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt.“ (31,3) Gott scheint sein Gesicht zu verbergen, um uns eine Liebe entdecken zu lassen, die alles übersteigt, was wir uns vorstellen können. Wenn Gott „flieht wie ein Reh“ (Johannes vom Kreuz) und weit weg zu sein scheint, dann nur, um uns zu helfen, den Weg des Evangeliums weiter zu gehen.
Wie reagiere ich, wenn Gott weit weg oder gar abwesend zu sein scheint?
Welchen Erfahrungen in meinem Leben entsprechen die Ausdrücke „ein Gott aus der Nähe“ und „ein Gott, der weit weg ist“?
Wodurch kann unserer Liebe zu Gott wachsen?
Quelle: https://www.taize.fr/de_article168.html
Herzliche Einladung zum ökumenischen Taizé-Gebet im November:
14. November 2024, 19 Uhr, Protestantische Kirche, Webenheim