Freitag, 12. April 2019

Ostern

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Bild: Foto: Friedbert Simon / Künstler: Polykarp Ühlein In: Pfarrbriefservice.de

Auferstehung (jeden Tag)

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. (Mk 16,1-7)


Die Karwoche liegt vor uns und wir feiern bald Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu, eines unserer ältesten Feste als Christen und das wichtigste überhaupt. Schon Paulus kannte eine Jahresfeier des Todes und der Auferstehung Christi. Der Ostertermin ist eng verknüpft mit dem Pas(-)chafest der Juden, zur Erinnerung an die Errettung aus Ägypten. Und seit 325 wird Ostern immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Hinter dem Begriff Ostern steht das althochdeutsche Wort „eostarum“ = Morgenröte, als
Übersetzung aus der lateinischen Bezeichnung „albae“ für die Osterwoche. Denn die Osterwoche wurde so wegen der weißen Gewänder der Neugetauften genannt, die diese früher bis zum Weißen Sonntag trugen. Neben „weiß“ konnte der Begriff „alba“ aber auch für Morgenlicht und Morgenröte verwendet werden. Allen Erklärungsversuchen liegt die Vorstellung von Christus als der im Osten aufgehenden Sonne zugrunde. Ostern, das Fest der Auferstehung. Ostern, die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod. Aber können wir nicht auch schon hier und jetzt Auferstehung erfahren, in unserem alltäglichen Leben.
Da fällt mir ein bekanntes „neues“ geistliches Lied von Peter Janssens ein, das den Weg ins Gotteslob gefunden hat. „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung. Stunden werden eingeschmolzen und ein Glück ist da.“ Das Lied erzählt, wo wir mitten in unserem Alltag Auferstehung erfahren können: „Mitten im Wort – Sätze werden aufgebrochen und ein Lied ist da. Mitten im Streit – Waffen werden um geschmiedet und ein Friede ist da. Mitten im Tun – Sperren werden übersprungen und ein Geist ist da.“
Auferstehung können wir hier und jetzt schon erfahren, wenn wir uns vom Geist der Botschaft und der Liebe Jesu inspirieren und anstecken lassen. Doch in einer Welt, die friedlos und gewalttätig erscheint, machen sich manches Mal Zweifel breit: Wo lebt Jesus heute noch mitten unter uns? Dort, wo Liebe ist, statt Hass. Wo wir verzeihen, statt zu beleidigen. Wo wir verbinden, statt zu streiten. Wo wir die Wahrheit sagen, wenn Irrtum herrscht. Wo wir Hoffnung wecken, wenn Verzweiflung quält und Freude bringen, wo Kummer ist. Wir müssen nur selbst auf(er)stehen und tätig werden: Wenn es um Bewahrung der Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Menschenwürde geht.
In diesen Momenten sind wir als Christinnen und Christen aufgefordert, im Sinne Jesu zu handeln. So lebt er in uns und unter uns weiter. An Ostern und an jedem anderen Tag.


Joachim Schindler, GR